#customer-development #customer-validation #lean-canvas
11. Nov. 2014 |
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An Tag 1 haben wir Hypothesen aufgestellt und überprüft. Tag 2 zielt darauf ab, Lösungen für die validierten Probleme zu finden. Die Gefahr hierbei besteht üblicherweise darin, die erstbeste Idee sofort umzusetzen. Da die erste Idee aber nicht unbedingt die beste ist, machen wir an diesem Tag den Lösungsraum möglichst weit auf, – so entsteht Raum, um auf neue Ideen zu kommen. Im Laufe des Tages treffen wir Entscheidungen und kommen zu konkreten Ergebnissen. Wir brechen die Lösungen soweit herunter, dass wir diese dann an Tag 3 bereits konkretisieren und vertesten können. Tag 2 steht quasi unter dem Motto “Creativity & Speed” .
Folgende Fragestellungen können an diesem Tag beantwortet und skizziert werden:
Bevor es losgeht brauchen wir einen Rahmen, der absteckt womit wir uns an Tag 2 befassen. Das sind zum einen die Proto-Personas, um festzuhalten wer unsere Nutzer sind. Zum anderen die User-Stories, womit wir planen von wo der Nutzer kommt, was er bei unserem Produkt sucht und wie er sich darin bewegt.
An Tag 1 hatten wir mit vielen verschiedenen Menschen gesprochen. Ziel war es zukünftige Nutzer zu verstehen und kennen zu lernen. Die Nutzertypen fassen wir nun in 2-3 Proto Personas (bekannt aus Lean UX) zusammen und vereinfachen sie so zu Stereotypen. Die vereinfachte Darstellung und Visualisierung der Nutzertypen in Proto Personas macht sie so für die nächsten Schritte nutzbar. Jeder hat dann genau vor Augen, was diese Stereotypen vom Produkt erwarten würden.
Bei der Visualisierung der Proto Personas fokussieren wir weniger auf soziodemografische Eigenschaften, sondern insbesondere auf Informationen zum Verhalten, den Bedürfnissen und den möglichen Lösungen. Wichtig ist, sich diesen klischeehaften Nutzer in echt vorzustellen, um mögliche Lösungen ableiten und später abgleichen zu können.
Proto Personas können schnell und pragmatisch erstellt werden. Wichtig: Es ist keine klassischen Persona, die in langwieriger Arbeit und Recherche entsteht. Vielmehr soll eine Art Stereotyp einer Person anskizziert werden. An dieser Stelle sind Klischees mehr als willkommen. Beispiel?
Marko, 36 Jahre, München: Der Fokus liegt auf Eigenschaften und Verhaltensweisen, aus denen man Rückschlüsse auf das Produkt ziehen kann bzw. die in Zusammenhang mit dem Produkt stehen.
Stehen die Proto-Persona, werden die User-Stories skizziert. Wir machen das meist in der Gruppe gemeinsam. Es werden grob alle Steps aufgezeichnet, die der Nutzer gehen kann. Zum Beispiel: Was macht er bevor er auf unserer Website landet, warum landet er auf der Seite bis zu den nächsten Steps und seinem Ziel. Dabei kann auch hier schon aufgesplittet werden in verschiedene Wege je nach Proto-Persona. Stehen die User-Stories, werden diese unterteilt in einzelne Abschnitte, die dann im weiteren Verlauf des Tages einzeln betrachtet und anskizziert werden. Die User-Story wird so zu einer Art Roadmap, an der wir uns den restlichen Tag fortbewegen.
Nachdem die grobe Struktur für den Tag steht, generieren wir so viele Ideen wie möglich, die wir dann qualitativ aussortieren um später eine überschaubare Anzahl an guten neuen Lösungen zu erhalten.
Die Wände sind mittlerweile gut gefüllt mit Post-Its und Learnings aus dem ersten Tag und den Zwischenergebnissen von Tag 2. Jeder geht für sich durch den Raum und macht sich Notizen von allem was einem wichtig erscheint oder im Customer Development besonders hängen geblieben ist. Dabei gibt es keine Vorgaben. Stichpunkte, Skizzen, Pfeile, Kreise – alles ist erlaubt. So erstellt jeder Teilnehmer seine eigene Mindmap, die als Cheatsheet später bei Denkblockaden zum Einsatz kommt.
Jetzt wirds hektisch. Wir einigen uns auf einen expliziten Punkt der User-Story, den wir nun genauer betrachten wollen. Mit Hilfe der Kreativmethode Crazy8 skizziert jeder auf einem Blatt Papier in 5 Minuten 8 Ideen an. Genau: Acht verrückte Lösungsansätze entstehen in kürzester Zeit. Dabei wird es ganz schön wild. Die Zeit wird gestoppt – nur knapp 40 Sekunden je Rechteck und Idee. Bei Bedarf und wahnsinnig vielen Ideen kann die Runde nochmal wiederholt werden. Ziel ist es in kurzer Zeit eine maximale Breite an Lösungsansätzen zu entwickeln.
Ziel: Ideen aussieben und gute Ansätze weiterverfolgen. Jeder sucht sich die Ansätze aus seinen Crazy8 raus, die am vielversprechendsten sind. Daraus erstellt er dann ein Storyboard und skizziert jeweils 3 Schritte im Detail pro Idee. Idealerweise bauen diese 3 Schritte aufeinander auf und erklären sich von selbst. Hilfreich dabei ist eine griffige Überschrift, die die Idee kurz zusammenfasst. Ziel hierbei ist es, die Idee näher zu durchleuchten und genauer zu definieren. Beim Skizzieren merkt man dabei ziemlich schnell, ob die Idee funktioniert und welche Konsequenzen ein Schritt logischerweise haben sollte. Bsp.: Ich skizziere als Grundidee einen Button in der Crazy8. Beim Storyboard definiere ich was genau passiert wenn der Nutzer den Button klickt und wo der Nutzer dann landet.
Jeder hängt sein(e) Storyboard(s) an die Wand. Alle können sich jetzt die Ideen der anderen anschauen und voten (jeder vergibt Dots an die Ideen, die er gut findet). So entsteht zügig ein Gesamtbild, welche Ideen die besten, einfachsten oder kreativsten sind. Idealerweise erklären sich die Storyboards von selbst. Nach dem Silent Voting werden idealerweise die 2 verschiedensten oder vielversprechendsten Varianten ausgewählt, die an Tag 3 für das Solution Interview reingezeichnet werden.
Die Schritte “Crazy8, 3er Storyboards & Silent Voting” werden beliebig wiederholt, um weitere Problemstellen und wichtige Steps in den User-Stories anzusrcibbeln, sodass am Ende von Tag 2 möglichst alle Szenarien durchgespielt sind.
Die Ergebnisse von Tag 2 sind grobe Userstories, erste Lösungsszenarien inkl. vieler unterschiedlicher Interface-Scribbles, grobe Storyboards sowie viele Lösungsvarianten. Davon werden dann die zwei verschiedensten Ansätze ausgewählt und an Tag 3 für das Solution Interview reingezeichnet und gleich vertestet. Die vielen Ideen und Skizzen sollten dabei unbedingt für später aufgehoben werden. Denn was jetzt noch nicht passt, kann später ein super Fundus sein, wenn es darum geht neue Features anzudenken.